
Im Nikolauspostamt in St. Nikolaus haben die 35 Helfenden dieser Tage eine Menge zu tun! Über 7000 Briefe von Kindern aus aller Welt sind bereits eingegangen. Ihr größter Wunsch: einen Antwortbrief vom Nikolaus zu bekommen. Ihr zweitgrößter? Ein Handy! Sehr viele Kinder wünschen sich vom Nikolaus in diesem Jahr Smartphones, Tablet-Computer oder Laptops. Darüber, ob diese verhältnismäßig großen Wünsche von den Eltern denn auch erfüllt werden, steht nichts in der entsprechenden Meldung.
Aber eins ist sicher: Die Ansprüche der Kinder verändern sich mit den Jahren. Gab es lange Zeit nur Orangen und Nüsse, müssen es heute mindestens Schokonikoläuse und viele weitere Süßigkeiten sein, die sich am Morgen des 6. Dezember in und neben den geputzten Stiefeln der Kinder anfinden. Oder eben „richtige“ Spielsachen. Aber wieso eigentlich Stiefel? Und wer ist eigentlich dieser Nikolaus?
Lustig, lustig, traleralera!
Denken wir an Nikolaus, haben wir sofort einen Ohrwurm von „Lasst uns froh und munter sein“. In dem bekannten Lied singen die Kinder von ihrer Vorfreude auf den Nikolaus, der hoffentlich über Nacht ihre Teller befüllt. Halt – wieso denn Teller, es geht doch eigentlich immer um Schuhe und Stiefel? Die Herkunft des Brauches mit den Stiefeln lässt sich nicht eindeutig belegen, es gibt zahlreiche Erklärungsansätze. Der am meisten Verbreitetste ist der des „Wurfbrauchs“.
Der Nikolaus als Wohltäter
Der Legende nach habe der Waisenknabe Nikolaus, bevor er zum Bischof Nikolaus von Myra wurde, drei arme Schwestern vor einem Leben auf der Straße bewahrt, indem er ihnen Geschenke zuwarf, die sie als Mitgift nehmen konnten. Die Menschen haben die Geste des Geschenkewerfens übernommen und auf alle Kinder übertragen. Schnell sei klar gewesen, dass zumeist die größten Kinder die Geschenke fingen. „Also suchte man nach Behältern, um jedem, auch dem kleinsten Kind, Geschenke zu überreichen“, erklärt Theologe Manfred Becker-Huberti. Da es im Mittelalter wenig Becher und Schüsseln gab, kamen die Erwachsenen darauf, Schuhe oder Socken der Kinder als Behälter zu nehmen.
Nikolaus und Weihnachtsmann erscheinen alle Jahre wieder in Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Dabei war ursprünglich allein der Heilige Nikolaus für das Schenken zuständig. Erst nach der Reformation, die sich fast vollständig von der Heiligenverehrung in der katholischen Kirche abwandte, entstand der Weihnachtsmann.
Und warum feiern wir Nikolaus am 6. Dezember? Nikolaus von Myra starb angeblich am 6. Dezember 343. Deshalb wird in vielen Ländern an seinem Todestag das Nikolausfest gefeiert.
Kinder wissen nicht, wer der Heilige Nikolaus ist
Es verhält sich also mit dem Nikolausfest genauso wie mit Weihnachten oder Ostern: Hinter der Tradition, Dinge zu schenken und Ostereier zu verstecken, steht ein christlicher Brauch. Aber wissen die Kinder, die am Morgen des 6. Dezember mit leuchtenden Augen zu ihren Stiefeln laufen, das auch?
Religionspädagoge Albert Biesinger beobachtet, dass seit Jahren immer mehr Kitas und Schulen auf christliche Feste verzichten. Teils, weil die Eltern das nicht mehr wollen – teils, um andere Religionen nicht zu verprellen. Bundesweit nehme die Zahl der Kindergärten ab, die Sankt Martin, Nikolaus, Weihnachten und Ostern in ihren Alltag einbeziehen, sagt Biesinger. Er möchte Kitas dazu ermuntern, religiöse Feste zu feiern und mit den Kindern zu besprechen. Das Thematisieren von Religionen ist in einer multireligiösen Gesellschaft wichtig und Feste wie Weihnachten und Nikolaus bieten den besten Anlass dafür.
Zahlreiche Bücher erklären Weihnachtsmann und Nikolaus in kindgerechter Sprache und Erzieher, Eltern, Großeltern und Kinderbetreuer sollten diese unbedingt in der Adventszeit den kleinen und großen Kindern vorlesen.
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