
Was war ich als Kind aufgeregt! Einen Tag vor dem 1. Dezember durfte ich ihn immer das erste Mal sehen: Meinen Adventskalender! 24 bunte Kleinigkeiten, an Tannenzweigen in einer Vase hängend, von meiner Mama liebevoll ausgesucht und verpackt. Radiergummis, Stifte, Schokokugeln oder eine neue Haarspange – in diesem Rahmen bewegten sich die kleinen Geschenke, die mir das ungeduldige Warten auf Weihnachten versüßen sollten. Apropos versüßen: Irgendwann, ich war schon etwas älter, vermutlich zehn oder elf Jahre, wollte ich auf einmal unbedingt so einen Kalender mit weihnachtlichem Bild und 24 Türchen, hinter denen sich Schokolade verbarg. Den bekam ich dann jedes Jahr von meiner Oma, ich hatte also zwei Adventskalender, welch ein Luxus.
Wenn man sich das Adventskalender-Angebot heute, etwa dreißig Jahre später, so anschaut, wird man fast erschlagen beim Betreten der Geschäfte, und zwar völlig egal, um welche Art Laden es sich handelt. Überall sind sie zu Pyramiden aufgetürmt und springen den Kunden quasi an: „KAUF MICH“. Adventskalender mit Parfums in der Parfümerie, Playmobil-, Lego- oder Duplo-Kalender im Spielzeuggeschäft, ja sogar Wein-, Bier- oder Müsli-Adventskalender kann man online bestellen. Für jeden Geschmack, jedes Hobby, jedes Alter und jedes Geschlecht ist etwas dabei. Was einst den Kindern vorbehalten war, scheint sich zu einer Art Massenphänomen für Klein und Groß zu entwickeln. „Wie, Du hast keinen Adventskalender?“ Komischer Typ.
Das war nicht immer so. Ein Adventskalender gehört seit dem 19. Jahrhundert zum christlichen Brauchtum in der Zeit des Advents. Heute schlagen wir uns die Bäuche mit Plätzchen und Lebkuchen voll, dabei galt der Advent früher lange Zeit als Buß- und Fastenzeit. In der Kirche tragen Messdiener und Geistliche im Advent daher violett, wie zur Fastenzeit vor Ostern. Die vier Wochen vor Weihnachten waren also alles andere, als von Konsum geprägt.
Ausschlaggebend für die Erfindung der Adventskalender war etwas anderes: Die Zeit. Zeit ist eine abstrakte Größe und vor allem für Kinder sehr schwer fassbar. Deshalb fingen Eltern grob um 1840 an, sich verschiedene Möglichkeiten auszudenken, um Ihren Kindern die noch verbleibende Zeit greifbar zu machen und um das Besondere und Festliche der Adventszeit herauszuheben. Familien hängten nach und nach 24 Bilder mit weihnachtlichen Motiven an die Wand oder malten 24 Kreidestriche an Schranktüren oder auch Türstöcken. Die Kinder durften dann jeden Tag einen Strich wegwischen. Der Adventskalender wurde zum Zeitmesser der Tage bis Heiligabend, um Kindern die verbleibende Zeit zu veranschaulichen und die Vorfreude auf das Weihnachtsfest zu steigern.
Wer heute seinen Kindern „nur“ mit bunten Bildern und Strichen kommt, würde sich vermutlich nicht gerade beliebt machen. Aber müssen es denn gleich die teuren, fertigen Kalender sein, die nebenbei auch noch durch die viele Verpackung zur schlechten Ökobilanz beitragen? Und sollten wir uns nicht wieder darauf besinnen, den Kindern die Wartezeit bis Heiligabend zu überbrücken? Die Erwachsenen sollten es so hinkriegen, ohne Absurditäten wie 24 Nagellacke, 24 Werkzeuge oder 24 Tees.
Wir haben drei tolle DIY-Ideen gefunden, die wir Euch nicht vorenthalten wollen. Viel Spaß beim Basteln und eine fröhliche Adventszeit.
1. Nur Du und ich – der Gutschein-Adventskalender
Wenn wir ehrlich sind, haben doch eigentlich alle alles. Was den meisten fehlt, ist gemeinsame Zeit. Das ist leider auch bei den Kindern schon so. Wenn Mama und Papa viel arbeiten und die Kinder betreut werden, gibt es nichts schöneres, als gemeinsame Unternehmungen. Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt: Schwimmbad, Kino, Zoo – die Kinder freuen sich über jede Aktivität mit den Eltern. Tipp: Wer mehr als ein Kind hat, kann somit auch jedem Kind ganz individuelle Mama- oder Papa-Zeit schenken, it´s just you an me!
2. Unnötige Verpackungen vermeiden
Jeder weiß: am Ende des Jahres kommt Weihnachten. Geübte Adventskalender-Bastler aber wissen: Ich brauche mindestens 24 Geschenke oder „Dinge“, die es zu verpacken gilt, je mehr Kinder, desto mehr Verpackungen. Dafür gibt es natürlich Geschenkpapier in den tollsten Farben und Mustern. Papiermüll lässt sich aber ganz einfach vermeiden, indem wir auf nachhaltige Kalender aus Stoff zurückgreifen oder die kleinen Überraschungen in gesammelte Klorollen oder Marmeladengläser stecken.
3. Einen für Oma, einen für Opa – und für alle anderen
Auf meinem iPhone befinden sich momentan rund 7.080 Fotos – mindestens die Hälfte davon von meinen Kindern. Da sollte es ein Leichtes sein, die 24 schönsten Aufnahmen auszuwählen und über einen der vielen Fotodienstleister einen individuellen Foto-Adventskalender zu erstellen. Mehr Freude schenken geht nicht.
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