
Schon von Weitem siehst du ihn, den DIN-A-4-Zettel an der Kita-Tür und du ahnst: Das bedeutet nichts Gutes. Du kommst näher und dein Gefühl wird zur Sicherheit, auf dem Zettel steht: „Wir haben Magen-Darm“. Wumms, da zieht sich bei dir gleich alles zusammen. „Mama, alles gut?“, fragt der Junior, der so wunderbar gesund über die langen Sommermonate hinweggekommen ist. „Ja, ja“, sagst Du schnell und überlegst, das Kind einfach wieder mitzunehmen, damit es sich nicht anstecken kann. Ach nee, geht ja nicht, heute steht das lange Finanzmeeting mit dem Vorstand an. Ok, Augen zu und durch, rein in die Kita, wird schon schief gehen.
Die Rotznasen sind los
Dass der Sommer nun WIRKLICH vorbei ist, merkt man spätestens an den Rotznasen und Hustenattacken, die man beim Abholen in Krippe und Kita sieht und hört. Hallo nasskalte Jahreszeit, hallo Viren, hallo kranke Kinder. Es ist nun mal so, dass die Ansteckungsgefahr besonders hoch ist an Orten, an denen viele Menschen auf engem Raum zusammen sind: Öffentliche Verkehrsmittel, Großraumbüros, Schulen und eben auch Kindergärten.
Wer kennt die „2-Tage-Regel“?
In vielen Einrichtungen gibt es die „2-Tage-Regel“: melden die Eltern ein Kind krank, weil es beispielsweise Fieber hat, muss es mindestens zwei Tage fieberfrei sein, bevor es wieder in die Betreuung kommen darf. Im Zweifelfall muss ein Attest vom Arzt vorgelegt werden. Immer wieder weisen die Erzieher darauf hin, dass Kinder mit Schnupfen, Husten und Magen-Darm-Erkrankungen zuhause ins Bett gehören und nicht in die Kita. Daran halten sich aber nicht immer alle Eltern. Viele stehen unter beruflichem Druck, wollen keine Fehlzeiten riskieren. Dabei stehen Angestellten bis zu 10 Fehltage im Jahr aufgrund der Krankheit des Kindes zu. Aber in den Augen vieler Eltern macht es bei der Arbeit keinen guten Eindruck zu sagen: „Ich kann heute nicht kommen, mein Kind ist krank und ich pflege es zuhause.“ Stattdessen kommen Kinder mit ansteckenden Krankheiten in die Kita und der Teufelskreis aus Krankheit und Ansteckung beginnt und geht sogar soweit, dass sich natürlich auch die Erzieher anstecken und eine Zeitlang ausfallen.
Kind krank und die Arbeit ruft – wer kann helfen?
Die beste Lösung für das Kind ist natürlich Mama oder Papa, die sich zuhause um den kleinen Patienten kümmern. Kuscheln, vorlesen, Lieblingsessen kochen. Doch leider ist so eine intensive Betreuung für berufstätige Eltern nicht immer drin. Es gibt Kinder, die auch wirklich jede Krankheitswelle mitnehmen und sehr oft krank sind. Und manchmal lässt auch das Arbeitspensum keine längeren Fehlzeiten am Stück zu.
Eine Möglichkeit ist natürlich, von zuhause aus zu arbeiten, wenn das Kind beispielsweise schläft, was aber in vielen Berufen gar nicht möglich ist. Viele loben das Home Office für solche Fälle, doch was machen Kellnerinnen, Kassiererinnen oder Verkäuferinnen? Wer Eltern in der Nähe hat, die gerne auf die Enkel aufpassen und es auch zeitlich einrichten können, da sie vielleicht schon pensioniert sind, kann sich glücklich schätzen. Auf Freunde und Freundinnen zurückzugreifen, gestaltet sich vermutlich schwierig, denn diese sind ebenfalls beruflich eingespannt.
Idealerweise gibt es einen Babysitter, der im Krankheitsfall des Kindes spontan einspringen kann. Diese Person ist dem kranken Kind im Idealfall bereits vertraut und weiß, wie der oder die Kleine schnell wieder gesund wird. Die Eltern können ohne schlechtes Gewissen zur Arbeit gehen und sich beim Heimkommen selber um den Nachwuchs kümmern.
Auch ein Möglichkeit, aber besser nur als Notlösung: Das kranke Kind mit zur Arbeit nehmen, wo dies möglich ist. Denn auch hier gilt: Ein krankes Kind gehört ins Bett und nicht in den Konferenzraum oder auf die Besuchercouch.
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