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Kita kostenlos versus Kita-Chaos

By October 11, 2018 No Comments

Berliner Familien können sich glücklich schätzen. Eigentlich. Seit dem 1. August 2018 sind Kitas und Tagesmütter in Berlin vollständig kostenfrei. Berlin ist das erste Bundesland, das diesen Schritt geht und ist damit Vorreiter in Deutschland auf dem Gebiet der kostenlosen Kinderbetreuung.

Deutschland einig Kita-Land?

 

Wie sieht es in anderen Bundesländern aus? In Rheinland-Pfalz gibt es die Beitragsfreiheit für Kinder ab zwei Jahren bereits seit 2010. In Niedersachsen und Hessen ist die Kinderbetreuung ab 1. August für Kinder ab drei Jahren beitragsfrei. Brandenburg steigt ebenfalls ein: Ab 1. August müssen Eltern zunächst für das letzte Kita-Jahr kein Geld mehr zahlen, so ist auch die Lage in Hamburg. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Kitas in ganz Deutschland schrittweise beitragsfrei werden.

 

Kita-Platz für alle? Vonwegen…

 

Soweit so gut, Beitragsfreiheit ist eine gute Sache und hilft vor allem finanziell schwächeren Familien. Dennoch haben viele Eltern – gerade in Berlin – das Problem, dass sie gar keinen Kita- oder Krippenplatz für ihre Kinder in ihrem Bezirk finden. Alles voll, nichts geht mehr. Um vor allem Frauen einen möglichst raschen Wiedereintritt in die Berufswelt zu ermöglichen, wurde 2013 der Rechtsanspruch auf eine Kinderbetreuung beschlossen. Doch trotz des Rechtsanspruches auf einen Kitaplatz ab dem ersten Lebensjahr sind Betreuungsplätze häufig absolute Mangelware. Viele Eltern suchen monatelang vergeblich nach einem Platz für ihren Nachwuchs. Ein gewaltiges Problem – nicht nur in Berlin. Fast allerorten, vor allem in den Ballungsräumen, herrscht Kita-Notstand.

 

Was Bundesländer und Kommunen jetzt tun müssen

 

Wie konnte es so weit kommen? In Berlin gibt es 50.000 Kita-Kinder mehr als noch vor zehn Jahren, wie der Berliner Senat für Bildung, Jugend und Familie mitteilt. Demnach gehen inzwischen 220.000 Kinder in eine Berliner Kindertagesstätte. Das liege an den steigenden Geburtenzahlen sowie dem starken Zuzug. `In den vergangenen Jahren haben die Kommunen viel zu wenig neue Kitas geschaffen´, sagt Wido Geis, Experte für Familienpolitik beim Institut der Deutschen Wirtschaft, auf Spiegel Online. Zudem hätten sich die Bedürfnisse der Eltern geändert. `Seit Mitte der Nullerjahre wollen immer mehr Eltern ihre Kinder vor dem dritten Lebensjahr in die Kita schicken.´ Damit hätten die Kommunen nicht gerechnet.

 

Zu viele Kinder, zu wenige Erzieher: Im gesamten Bundesgebiet fehlen laut Experten 300.000 Kitaplätze. Welche Folgen hat dieser Mangel für die Familien? Die Eltern können nicht in ihren alten Job zurückkehren, weil für die Kinderbetreuung nicht gesorgt ist. In den meisten Fällen sind es die Mütter, die beruflich zurückstecken, denn sie sind diejenigen, die während der Elternzeit zuhause bleiben und auf die Kinder aufpassen. Viele Mütter wollen und müssen aber wieder arbeiten, um ihre Karriere nicht zu vernachlässigen und oft reicht ein Gehalt – das des Familienvaters – auch gar nicht aus, um Miete zu bezahlen, Essen zu kaufen und alle anderen Kosten des täglichen Bedarfs zu decken. Ganz zu schweigen von der Situation bei Alleinerziehenden. Wer kurz- oder langfristig Unterstützung braucht, kann zum Beispiel bei Yoopies die passende Kinderbetreuung finden.

 

Es müssen also mehr Kitas entstehen und die Städte müssen dem Erziehermangel entgegenwirken, indem sie mehr Erzieher einstellen, damit die Einrichtungen mehr Kinder betreuen können. Zudem muss der Beruf des Erziehers attraktiver gemacht werden: Bessere Bezahlung, größere Wertschätzung für die so wichtige Arbeit mit den Kindern – Kinder sind unsere Zukunft! Ein weiteres Problem: An den Berufsschulen gibt es nicht genug Lehrer, die Erzieher ausbilden, viele ältere Erzieher gehen bald in Rente.

 

Man sieht also, es sind viele Stellschrauben, an denen die Politik drehen muss, um am Ende des Tages sagen zu können: Kostenlose Kitaplätze für alle. Und zwar flächendeckend und garantiert

 

Bildnachweis: klimkin via pixabay

Sergio Bellon

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