Familie

Weniger ist mehr – warum regelmäßiges Ausmisten der Spielsachen so wichtig ist

By August 23, 2018 No Comments

Aua, verdammt, das tut jedes Mal tierisch weh! Wer zum zehnten Mal am Tag auf einen Legostein getreten ist, möchte das ganze Zeug am liebsten sofort einmotten, weggeben, niemals wiedersehen. Die meisten Eltern kommen irgendwann an den Punkt, an dem sie das Kinderzimmer ausmisten wollen. Sie merken selber, dass das Kind sich nicht mehr auf bestimmte Sachen konzentrieren kann. Besitzen Kinder zu viel Spielzeug, sind sie überfordert. Besonders, wenn schon ältere Geschwister im Haus sind und alles bereits vorhanden und jederzeit verfügbar ist.

Spielzeug, das den Neigungen entspricht

Kinder sollen mit Dingen spielen, die sie altersentsprechend interessieren und die ihren momentanen Neigungen entsprechen, rät Katja vom Blog Gewünschtestes Wunschkind. Sie ist Sonderpädagogin und Mutter von drei Kindern, weiß also, wovon sie spricht. Interessens-Wellen nennt sie das und ermutigt Eltern dazu, das Spielzeug im Kinderzimmer regelmäßig auszusortieren und die Dinge vorübergehend im Keller oder auf dem Dachboden einzulagern. Ein Überangebot hemmt die Fantasie, die übrigens auch bestens zum Vorschein kommt, wenn Kinder sich mal langweilen. Sie müssen also nicht rund um die Uhr bespaßt werden – weder durch ein Überangebot an Spielsachen, noch von Mama und Papa.

Chaos im Kinderzimmer? Muss nicht sein

Kinder wollen immer und ständig die neuesten Spielsachen haben und Eltern und Großeltern freuen sich, wenn die Kinder sich freuen und schenken bereitwillig immer mehr. Doch halt! Die Nutzungsdauer vieler Dinge ist doch sehr begrenzt, vieles ist Moden unterworfen. Oder welches Kind spielt heute noch mit seinem Spinner? Eben. Vor dem nächsten Kauf lieber mal kurz innehalten und auch an Freunde und Verwandte kommunizieren: Braucht mein Kind das jetzt wirklich? Haben wir nicht schon drei Fußbälle? Ist ein zweiter Schaufelbagger wirklich notwendig? Zu viel Spielzeug verhindert intensives Spiel bei Kindern, schreibt Bloggerin Wheelymum im Interview mit Greenstories: ‘Kinder haben keine Chance in einen echten Flow zu kommen, wenn sie immer wieder mit neuen Spielzeugreizen überflutet werden’. Lieber regelmäßig gezielt durch das Kinderzimmer gehen und bestimmte Dinge erstmal `aus dem Sichtfeld nehmen´. Umso größer ist die Freude bei den Kleinen, wenn sie nach einem halben Jahr oder länger plötzlich die Kiste mit der Holzeisenbahn ‘wiederentdecken’.

Teilen ist das neue Haben

Car-Sharing, Flat-Sharing, Food-Sharing. Ganz im Sinne des Minimalismus-Trends ist es heute gar nicht mehr angesagt, Dinge zu BESITZEN, sondern sie zu TEILEN. Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit rücken zunehmend in die Köpfe der Menschen. Gerade Eltern machen sich Gedanken, wie die Welt für ihre Kinder in Zukunft aussehen wird und sehen sich immensen Bergen aus Plastik gegenüber. Da das meiste Kinderspielzeug aus Plastik hergestellt wird, muss ein Umdenken stattfinden.

Nicht immer alles neu kaufen: Flohmärkte oder Online-Händler wie ebay oder Mamikreisel sind tolle Orte, um Spielsachen zu kaufen und Ausgediente zu verkaufen. Ideal ist auch, wenn man im Freundeskreis Spielzeuge tauschen kann. So bekommen Kinder mal ganz andere Spielzeuge, ohne dass sich der häusliche Spielzeug-Pool noch weiter vergrößert. Intelligenter Konsum führt langfristig zu einem Abbau der Wegwerfgesellschaft und mit Tauschen oder Second-Hand-Käufen lässt sich obendrein noch Geld sparen.

Spielzeug-Flatrate

Ein Spielzeugleben kann sehr kurz sein. Eben noch das Neuste vom Neusten landet die neue Puppe plötzlich unter dem Bett und ward nie mehr gesehen. Und vermisst hat sie auch niemand. Umso besser, wenn man die uninteressanten Spielsachen einfach wieder in eine Kiste legen und wegschicken kann. Genau darauf basieren die Geschäftsmodelle von Kilenda oder Die Spielzeugkiste. Mieten statt kaufen: über die Online-Plattformen haben Eltern die Möglichkeit, Spielsachen, Babyausstattung, Fahrzeuge und Kleidung für einen gewissen Zeitraum auszuleihen – und anschließend wieder zurückzugeben.

Mit Freude spenden

Die letztendlich schönste Form der Spielzeug-Wiederverwertung ist natürlich das Spenden. Wer gemeinsam mit dem Kind ausgediente Dinge zusammensucht kann dem Nachwuchs direkt vermitteln, dass es Kinder gibt, denen es weniger gut geht und die viel weniger Spielsachen haben und die sich riesig über ein Auto freuen, mit dem der eigentliche Besitzer vielleicht schon seit Jahren nicht mehr gespielt hat.

 

 

 

 

Bildnachweis:  Play Fun Blocks by Rudy van der Veen, Creative Commons CC0 via Unsplash

Sergio Bellon

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