
„Calm down, honey“ – wer das Video gesehen hat, kriegt den kreischenden Ton des Kindes nicht mehr aus den Ohren: Anfang des Jahres ging die Aufnahme des Schauspielers Shane Townley viral, sämtliche Medien und User der sozialen Netzwerke teilten die Bilder von dem kleinen Jungen, der offensichtlich acht Stunden lang auf einem Flug von Deutschland in die USA das Flugzeug zusammenschrie. Zum großen Unverständnis der Mitreisenden. Die Kommentare unter dem Video gehen in unterschiedliche Richtungen: “geht gar nicht”, meinen die Einen. Die Mutter hätte mit ihrem Sohn das Flugzeug vor dem Start verlassen sollen, um die anderen Fluggäste nicht zu nerven. “Ich fühle mit der Mutter, sie tut mir unendlich leid”, meinen Andere. Vermutlich schreiben hier Eltern, die sich in dieser Situation wiederfinden – wenn auch in abgeschwächter Form, denn acht Stunden durchschreien ist wirklich extrem.
Zum heutigen Sommerferienstart in Berlin und Hamburg haben wir uns auf die Suche nach der idealen Reiseart mit Kindern gemacht. Reist es sich mit dem Auto für alle Familienmitglieder am komfortabelsten? Oder hat das Flugzeug Vorzüge, weil man in der Regel schneller am Ziel ist? Oder ist es gerade eine lange Bahnfahrt, die besondere Vorfreude auf das Reiseziel hervorruft? Was muss unbedingt mit ins Gepäck, damit die Kinder nicht nach einer halbe Stunde schon fragen: `Wann sind wir daaaa?´
Fliegen mit Kindern
Schreiende Babys oder Kleinkinder haben wir alle schon mal im Flugzeug erlebt. Das oben genannte Beispiel ist sicherlich eine Seltenheit, die meisten Eltern schaffen es früher oder später, ihre Sprösslinge zu beruhigen.
Wer mit der Familie eine Flugreise antritt, sollte den zeitlichen Ablauf drum herum nicht unterschätzen. Ein zweieinhalbstündiger Flug von Hamburg nach Mallorca kann ganz schnell zu einer halbtägigen Reise werden: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen fahren, rechtzeitig dort sein, einchecken, Sicherheitskontrollen, der Flug an sich, am Gepäckband warten, den Mietwagen abholen – schnell sind fünf Stunden und mehr vergangen. Stunden, die kleinen Kindern noch viel länger vorkommen, als uns Erwachsenen, Stunden, in denen die Kleinen beschäftigt werden wollen.
Die meisten Airlines bieten inzwischen nur noch kostenpflichtiges Essen an Bord an. Also lieber planen und genug Reiseproviant für die ganze Familie mitnehmen. Im Flugzeug ist die Luft trocken, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist hier besonders wichtig. Für Familien mit kleinen Kindern gelten besondere Bestimmungen beim Handgepäck, bestimmte Mengen Flüssigkeiten dürfen mitgeführt werden.
Generell ist Fliegen für Kinder eine spannende Sache, es gibt unendlich viel zu sehen und zu entdecken, sowohl am Flughafen, als auch im Flugzeug. Flugreisen sind seltener als Autofahrten und von daher an sich schon ein Highlight.
Autofahren mit Kindern
Im Gegensatz dazu ist Autofahren nicht ganz so spannend. Die meisten Kindern fahren auch im Alltag regelmäßig mit dem Auto von A nach B. Ein entscheidender Vorteil von Autofahrten gegenüber Flugreisen ist die Möglichkeit, Pausen zu machen und auszusteigen, wann immer ein Familienmitglied das möchte. Auf der anderen Seite dauert es natürlich länger, mit dem Auto das Reiseziel zu erreichen. Und während der Fahrt kurz die Beine vertreten wie in der Bahn oder im Flugzeug geht natürlich auch nicht. Der ADAC empfiehlt, jede Stunde eine kurze Pause zu machen und am Tag nicht mehr als 500 Kilometer zurückzulegen.
Reiseproviant und ausreichend Wasser für alle sollten auch im Auto nicht fehlen. Raststätten bieten zwar ein vielseitiges Angebot auch an gesunden Speisen, aber gerade in der Ferienzeit ist die Staugefahr groß und in diese Situationen sollte man vorbereitet hinein gehen, damit Unmut gar nicht erst aufkommt.
Ein Klassiker auf langen Autofahrten: Kennzeichen raten! Wer weiß, für welche Stadt „AA“ steht? Oder wer zählt die meisten roten Autos? Eine Liste aller Kfz-Kennzeichen in Deutschland gibt es hier.
Bahnfahren mit Kindern
Eine Bahnreise ist erfahrungsgemäß die entspannteste und abwechslungsreichste Form des Reisens mit Kindern. Es ist aufregender als Autofahren, man kann während der Fahrt frei herumlaufen, aus dem Fenster schauen, ins Bordrestaurant gehen, an Bahnhöfen andere Züge sehen. Nicht selten treffen die Kinder andere Kinder, man besucht sich in den jeweiligen Abteilen und hört zusammen ein Hörspiel oder spielt Karten.
Jedes Kind hat andere Bedürfnisse. Während die Älteren am liebsten herumflitzen, sind Babys glücklich, wenn sie ihre Ruhe und eine frische Windel haben. Damit alle auf ihre Kosten kommen, bietet die Deutsche Bahn in fast allen ICE spezielle Kleinkindabteile und Familienbereiche an.
10 Tipps, die Kindern auf Reisen die Langeweile vertreiben
Unabhängig vom Transportmittel gibt es eine Reihe von Ideen und Produkten, die das Reisen mit Kindern erleichtern, einfach weil die Kinder über längere Zeit beschäftigt sind. Unsere Liste soll anregen, ist aber selbstverständlich erweiterbar und wir freuen uns auf viele weitere Ideen in den Kommentaren. MP3 Player mit Lieblingsmusik und spannenden Hörspielen (Achtung! Kopfhörer und Ladekabel nicht vergessen, gilt auch für den nächsten Tipp!) Tablet / Smartphone: Filme, Serien, Spiele und Apps sind als Beschäftigung aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen ohnehin nicht mehr wegzudenken, so überbrücken sie auch auf Reisen mehrere Stunden. Die Eltern sollten jedoch die Zeit im Auge haben und auch hier Pausen verordnen.
1. MP3 Player mit Lieblingsmusik und spannenden Hörspielen (Achtung! Kopfhörer und Ladekabel nicht vergessen, gilt auch für den nächsten Tipp!)
2. Tablet / Smartphone: Filme, Serien, Spiele und Apps sind als Beschäftigung aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen ohnehin nicht mehr wegzudenken, so überbrücken sie auch auf Reisen mehrere Stunden. Die Eltern sollten jedoch die Zeit im Auge haben und auch hier Pausen verordnen.
3. Das gute alte Buch: Nicht jeder kann während der Autofahrt lesen. Kommen Schwindel oder Übelkeit auf, lieber die Lektüre beiseitelegen und aus der Frontscheibe in die Ferne schauen.
4. Zeitschriften: Kinder freuen sich immer, wenn es etwas “aus der Reihe” gibt. An die Tankstelle muss man eh regelmäßig während einer Autofahrt, umso größer ist die Überraschung, wenn Mama oder Papa aus dem Shop eine altersgerechte Zeitschrift mitbringen.
5. Digitale Lesestifte: Stifte wie z.B. der Tiptoi erweitern das klassische Buch um Audiodateien. In den Büchern kann man mit dem Stift spielen, sich das Buch vorlesen lassen oder Rätsel lösen.
6. Sudoku, Kreuzworträtsel & Co.: Was oldschool anmutet, kann Kinder ab dem Grundschulalter über langweilige Reisestunden hinweg beschäftigen und die gesamte Familie mit einbinden.
7. “Spiele ohne Zubehör”: Ebenfalls für alle Mitreisenden geeignet sind Klassiker wie “Ich sehe was, was du nicht siehst” oder – passend zum Anlass – “Ich packe meinen Koffer…”
8. Schlafen: Das beste Mittel, um die Reisestunden schnell rumzubringen. Doch Vorsicht: Schlafen die Kinder zu spät am Nachmittag, wird es schwierig, sie am Abend ins Bett zu bringen, weil sie noch nicht müde sind.
9. Stifte und Malblock: Malen ist immer gut und fördert die Kreativität. Für’s Auto an eine feste Unterlage denken.
10. Nichts tun: Aus dem Fenster gucken, träumen. Denn um es mit den Worten der beliebten Pippi-Langstrumpf-Autorin Astrid Lindgren zu sagen: “Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen”.
Photo Credit: Vincent Versluis