Familie

Because I`m happy – müssen wir jetzt nach Finnland auswandern?

By March 20, 2018 No Comments

Heute ist International Day of Happiness oder Weltglückstag oder Tag des Glücks. Ein guter Anlass, die eigene Situation zu hinterfragen: Bin ich eigentlich glücklich? Ja, ich bin glücklich. Ich habe drei gesunde Kinder, einen tollen Mann und liebe Freunde – uns geht es gut. Aber was macht eigentlich glücklich sein aus? Kann man Glück vergleichen? Ist Deutschland generell ein glückliches Land?

Happiness Report 2018

Im Auftrag der Vereinten Nationen untersuchen Forscher seit 2012 jedes Jahr die Zufriedenheit der Menschen und fassen die Ergebnisse im World Happiness Report zusammen. Die Ergebnisse des Berichts resultieren aus Länderdaten und Befragungen über die Selbstwahrnehmung seiner Bewohner. Für die Messung des Glücks sind für die Wissenschaftler folgende Faktoren entscheidend:

  • das subjektiv empfundene Glück
  • die gefühlte Freiheit, sein Leben selbst zu bestimmen zu können
  • die persönliche Wahrnehmung von Korruption und Großzügigkeit in einem Land
  • Einkommen
  • Lebenserwartung
  • das zur Verfügung stehende soziale Netz

2018 steht Deutschland auf Platz 15 in der Rangliste der 156 untersuchten Länder – das ist immerhin ein Platz besser als 2017. Im Gesamtvergleich ist das Ergebnis natürlich nicht so schlecht, in der Spitzengruppe ist Deutschland aber nicht zu finden. Erstaunlicherweise gehören auch Frankreich (Platz 23), Großbritannien (Platz 19) oder die USA (Platz 18) nicht zu den allerglücklichsten Nationen.

Es sind die nordischen Länder, die es  drauf haben mit dem Glücklichsein. In Finnland leben laut der Studie 2018 die glücklichsten Menschen. Nach Norwegen und Dänemark holte sich somit zum dritten Mal in Folge ein Land aus dem hohen Norden den Spitzenplatz. Auch unter den Top Ten: Island und Schweden. Die nordischen Länder können vor allem hohe Einkommen, eine lange Lebenserwartung und ein gut ausgebautes soziales Netz aufweisen.

Also, alle auswandern nach Finnland? Karlheinz Ruckriegel, Glücksforscher an der Technischen Hochschule in Nürnberg hat dazu einen Rat an alle (unglücklichen) Deutschen. In einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen sagte er dazu: „Wir können uns auch hier Glück erarbeiten. In Deutschland müssten wird damit anfangen, jedem Menschen und jedem Kind die gleichen Entwicklungschancen zu ermöglichen, gerade im Bereich der Bildung. Dann wäre schon viel gewonnen.“

Daumen hoch für die finnische Familienpolitik

Immer wieder lesen wir Artikel über finnische Schulen oder sehen Reportagen über das fortschrittliche Bildungssystem. Und jetzt auch noch Platz 1 im Glücks-Ranking. Das MUSS doch ein Zusammenhang bestehen, so wie Glücksforscher Ruckriegel es beschreibt. Was machen die Finnen anders als wir und vor allem: was machen sie richtig?

Die finnische Familien- und Gleichstellungspolitik fokussiert sich seit langem auf die Vereinbarkeit von Arbeit und Familienleben. Es liegt in der Tradition des Landes, dass auch Frauen arbeiten und das häufig in Vollzeit. Staatliche Einrichtungen garantieren allen Bürgern freien oder kostengünstigen Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, Gesundheitsfürsorge und Tagesbetreuung. Auch in Finnland gibt es so etwas wie Elternzeit und Erziehungsurlaub. Ein Unterschied zu Deutschland: Für Väter gibt es weitaus mehr Möglichkeiten, Zeit mit den Kindern zu verbringen und gesellschaftlich anerkannt und gefördert ist die „Väterzeit“ hier schon lange.

Finnland macht glücklich

René Schwarz vom Blog Finntouch hat acht weitere Gründe zusammengetragen, warum Finnland glücklich macht:

  1. Die Ruhe der Natur: Riesige Wälder und Seen helfen dabei, vom Alltag abzuschalten. Hat der Finne ein Problem, geht er erstmal zum Nachdenken in den Wald.
  2. Die nordischen Beeren: das Superfood liegt hier zwar nicht auf der Strasse, aber wächst im Wald: Blaubeeren, Preiselbeeren oder Moltebeeren gibt es in rauhen Mengen und jeder darf so viel sammeln, wie er möchte
  3. Die Mumins! Tove Janssons Fabelwesen erfreuen Kinder wie Erwachsene seit vielen Jahren.
  4. Extreme Jahreszeiten: Im Winter dunkel und eiskalt, im Sommer wahnsinnig hell und die Sonne geht nicht unter – das härtet ab.
  5. Respektvoller Umgang: Die Finnen sind dafür bekannt, eher auf Distanz zu gehen, als laut und aufdringlich zu sein. Hilfsbereit sind sie allemal.
  6. Finnische Musik: Tango verbindet jeder mit Argentinien. Doch der finnische Tango hat es ebenso in sich.
  7. Die Sauna: Kaum etwas lieben die Finnen so sehr, wie ihre Sauna. Selbst Wohnungen in Hochhäusern haben eine eigene Sauna.
  8. „Sisu“ statt „hygge“: Wenn das Wort „hygge“ für Gemütlichkeit und Wohnlichkeit für die Dänen steht, bedeutet „sisu“ für die Finnen vieles, was die finnische Mentalität auszeichnet: Beharrlichkeit, Ausdauer, für etwas kämpfen bis zum Schluss.

Warten wir gespannt auf den Happiness Report 2019. Vielleicht kann sich Deutschland ja bis dahin etwas von den nordischen Freunden abgucken oder eigene Strategien entwickeln, um das Glück seiner Bewohner zu vermehren.

Sergio Bellon

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