
Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Herzlichen Glückwunsch, liebe Mütter, Töchter, Schwestern, Omas, Tanten und Freundinnen! Ein Tag für Euch, ein Tag, der stellvertretend für alle Frauen deren Stärke und Power repräsentieren soll. In Zeiten von Femen, #meetoo und Female Future Force hat man den Eindruck, die Frauen der Welt halten zusammen und stellen sich Seite an Seite jeglichen feministischen Anfeindungen entgegen. Really? Leider nein, liebe Damen.
Druck von außen
Die Realität sieht anders aus: Da liefern sich Mütter in Foren und Facebook-Gruppen einen verbalen Schlagabtausch nach dem anderen darüber, ob es dem Baby schadet, wenn es nur vier Monate statt zwölf gestillt wird, wie das Familienbett die psychische Entwicklung beeinträchtigt oder wann denn nun der beste Zeitpunkt für den Kindergarten sei.
Eines der größten gesellschaftlichen Streitthemen ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wer meint, Frauen sollten selbst entscheiden können, wie sie beides miteinander vereinen wollen hat keine Ahnung, welchem Druck von außen Mütter heute ausgesetzt sind und welche Faktoren bei der Entscheidung eine Rolle spielen. Wir zeigen die größten Fallstricke.
Mompreneur oder Rabenmutter?
Das deutsche Sozialsystem hat für junge Familien einiges zu bieten: Mutterschaftsgeld, Kindergeld, Elterngeld, Elterngeld plus … Davon können Mütter in Frankreich oder in der Schweiz, die oft schon acht Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gehen (müssen), nur träumen. Das deutsche Betreuungssystem hingegen ist noch lange nicht flächendeckend ausgebaut. Krippen- und Kitaplätze sind vor allem in den Großstädten rar. Wartelisten sind lang und ein Großteil der Einrichtungen schließt um 16 Uhr. Und dann? Hier stehen sich die Frauen, die ihre Karriere nicht für ihre Kinder opfern und spätestens ein Jahr nach der Geburt wieder arbeiten wollen den Müttern gegenüber, die sich nicht vorstellen können, ihr Kind vor dem dritten Geburtstag in einer Einrichtung betreuen zu lassen.
Superwoman – ewiger Spagat zwischen Job und Kindern?
Wenn man es genau nimmt, gibt es für Mütter in Deutschland drei Optionen: Nach der Geburt länger zuhause bleiben (oft sind es drei Jahre), nach einem Jahr Elternzeit in Teilzeit wieder in den Beruf einsteigen (oft sind es 20 Stunden in der Woche) oder – ganz im Sinne der beruflichen Selbstverwirklichung – die Vollzeitstelle.
Viele berufstätige Frauen in Deutschland monieren, dass sie keine interessanten Projekte mehr bekommen, wenn sie in Teilzeit arbeiten und dass die Aufstiegschancen eher gering sind. Also entschließen sie sich zu einer Vollzeitstelle. Was wiederum voraussetzt, dass die Kinderbetreuung gut funktioniert und die Mama sich auch wohl damit fühlt, wenn ihr Kind acht oder mehr Stunden fremdbetreut ist.
Wie eine Frau sich auch entscheidet, es gibt immer andere, die diese sehr individuellen und persönlichen Entscheidungen nicht gutheißen und in eingangs erwähnten Foren und Gruppen wird sich dann gegenseitig fertig gemacht. Als ob die jeweilige Situation nicht schon schwierig genug wäre: Wir sollen aufopferungsvolle Mutter und liebevolle Ehefrau sein, Karriere machen und den Haushalt schmeißen – das alles zerreißt uns.
„In Frankreich sind die Frauen entspannter“
Wer das sagt? Annika Joeres. Die deutsche Autorin lebt mit ihren Kindern in Frankreich und macht dort die Erfahrung, dass die französischen Mamans anders an die Sache herangehen. Im Interview mit der ZEIT erklärt sie, wieso französische Eltern gelassener durchs Leben gehen können und dass Deutschland von seinem Nachbarland lernen kann:
„Zum einen gibt es die 35-Stunden-Woche. Das sind fünf Stunden weniger als in Deutschland. Und Zeit ist für Familien eine kostbare Währung. Zum anderen hat Frankreich eine flächendeckende Kinderbetreuung. Plätze für unter Dreijährige gibt es bis auf wenige Regionen einfach und ausreichend, entweder in einer Kita oder bei einer Tagesmutter, die dafür anständig bezahlt wird. Ab drei Jahren gehen die Kinder in den kostenlosen Kindergarten, später besuchen sie die Ganztagsschule. In der Regel sind die Kinder von 7.30 Uhr bis 19 Uhr betreut. Und sie sind gut betreut. Denn in den Kitas arbeiten studierte Erzieherinnen, die wie Lehrer bezahlt werden. Die Franzosen vertrauen auf dieses System. Es gibt keine Debatten darüber, dass es für Kinder schädlich wäre, nicht von der eigenen Mutter betreut zu werden. Das alles führt dazu, dass die meisten Französinnen etwa ein halbes Jahr nach der Entbindung wieder im Job sind.“
Und nun?
Wie bei vielen Dingen im Leben und gerade im Leben mit Kindern gibt es kein gut und schlecht, kein schwarz und weiß. Jede Familie entscheidet für sich selbst die ideale Lebensform und somit sollten wir Mütter uns gegenseitig unterstützen – und nicht jeweils das andere Modell schlecht reden.
Nehmen wir den 8. März, den Weltfrauentag, zum Anlass, uns mit anderen Müttern zu solidarisieren, von ihnen zu lernen und last but not least: sie zu RESPEKTIEREN.